Montag, 24. November 2014

APEC



Wie ja sicher einige von Euch wissen, fand in diesem Jahr die APEC (ein Treffen der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft) in Peking statt. Vom 7. – 12. November haben sich hier die Regierungsoberhäupter und Wirtschaftsexperten von 21 Ländern getroffen, um z.B. über die Errichtung von Freihandelszonen im pazifischen Raum, Zukunftstechnologien und ökologisch und nachhaltige Wirtschaftsentwicklung zu diskutieren (wahrscheinlich gehen die chinesischen Abgesandten bei letztgenannten Punkt vorsichtshalber eine Raucherpause machen).

Luftwerte während der APEC...

Peking war in seiner Gastgeberrolle wie immer stets bemüht sich von seiner besten äh saubersten und schönsten Seite zu zeigen. Da Peking ja unter anderem ein kleines Luftqualitätsproblem hat und das zwar weltweit und allgemein bekannt ist aber das im Zuge der APEC einfach nicht sein kann, worden kurzerhand  alle im Umkreis von 200 km befindlichen Fabriken für diese Zeit abgeschaltet. Der Straßenverkehr wurde stark eingeschränkt und es durfte schon eine Woche vor Beginn der APEC nur aller zwei Tage das Auto benutzt werden – die auf gerade und ungerade  Zahlen endenden Nummernschilder im Wechsel. Im Zeitraum der APEC wurden ebenfalls alle Schulen und Kindergärten auf Anweisung der Regierung geschlossen und auch ausländische Schulen waren davon nicht ausgenommen. Bleiben halt alle daheim – Bildung wird eh völlig überbewertet. Unsere Kinder haben nun dafür an einem Wochenende und einen Tag in den Ferien Schule bzw. Kindergarten, um den Stoff aufholen zu können. Ja, in einer waschechten Diktatur kann man das mal eben  so anordnen.

...nach der APEC
(obwohl natürlich aufgrund der geografischen Lage von Peking auch so von Heut auf Morgen die Luftwerte komplett verschieden sein können, aber vielleicht lag es ja auch an den radikalen Maßnahmen - wer weiss das schon so genau)

Um zu demonstrieren wie schön und farbenfroh hier doch alles ist, wurden noch strategisch günstig 450.000 Blumentöpfe extra platziert – sieht ja auch einfach netter aus. Auch so hat sich die Stadt rausgeputzt, schon Wochen vorher sah man ständig Leute die Grünanlagen pflegen, aufräumen und die sonst schmutzige Straßenabsperrungen und Geländer putzen. Das hat mich irgendwie an meine Kindheit in der DDR erinnert, in der auch die Straßen, durch die sich evtl. die Parteispitze samt Delegation wälzen sollte, auf Hochglanz poliert und noch mal schnell die Fassaden in Blickhöhe neu gestrichen wurden. Nur Wink-Elemente (für Nichtkenner: kleine Papierfähnchen mit denen Flagge gezeigt und gewunken wird) haben wir nicht verteilt bekommen aber vielleicht wohnen wir auch einfach zu weit weg vom Zentrum des Geschehens und kein Regierungsabgeordneter wird sich wohl hierher verirren. Obwohl, irgendwie wurde doch mit allem gerechnet, selbst der Martinsumzug des Kindergartens durfte nur im abgegrenzten Gelände des Kindergartens stattfinden und nicht wie sonst immer im angrenzenden Wohngebiet – es könnte mit einer Demonstration von unzufriedenen Bürgern verwechselt werden und die sind ja verboten, äh nein, falsch, die gibt es ja gar nicht – genau wie schlechte Luft in Peking.

Montag, 10. November 2014

Chinesische Mauer



Wochenende, blauer Himmel – ein perfekter Zeitpunkt um die chinesische Mauer zu besuchen. Und sie sah genau so aus, wie ich sie mir vorgestellt hatte, sehr groß und sehr beeindruckend und gar nicht so überlaufen von Touristen, wie ich bei dem schönen Wetter befürchtet hatte. Die Mauer ist bei Peking von verschiedenen Stellen zu erreichen. Der Zugang von Mutianyu, der bei uns ganz in der Nähe liegt, ist ganz einfach, man kann zwischen Gondelbahn und Sessellift wählen, um hinauf zu kommen und runter kann man dann wenn man möchte sogar mit einer Sommerrodelbahn fahren. Wer laufen will kann sicher auch laufen aber mit zwei lauffaulen Kindern stand das für uns nicht zur Wahl.



Da die Mauer um Peking, der am besten erhaltene bzw. bereits sanierte Teil ist, ist das ganze sehr eindrucksvoll und der Ausblick phantastisch.



Seit 1987 gehört sie zum Weltkulturerbe. Zwischen 2007 und 2009 wurde sie das letzte Mal vermessen und begutachtet, auch um den Zustand der Mauer zu erfassen. Das hätte man mal früher machen sollen, denn das erschreckende Ergebnis war, das zum jetzigen Zeitpunkt etwa nur 513 km in gutem Zustand sind und das der Rest zerstört, verschmutzt, zerfallen oder von den Bewohnern abgetragen wurde, um die Steine als Baumaterial zu verwenden. Immerhin ist die Mauer in all ihren einzelnen Teilen – sie ist nur teilweise miteinander verbunden und besteht aus vielen Einzelstücken – 8.850 km lang, wobei sich die Hauptmauer aus der Ming Dynastie über ca. 2.400 km erstreckt. Ursprünglich wurde sie als Verteidigungsanlage gebaut, um sich vor den einfallenden Hunnen zu schützen.



In ihrer besten Zeit hatte sie stolze 25.000 Wachtürme vorzuweisen, die aller paar hundert Meter errichtet wurden, um auf Ihnen bei Gefahr ein Feuer zu entfachen, das dann sichtbar für die anderen nächsten Wachtürme war und so als zuverlässiges Warnsystem diente. Leider würde das heute wahrscheinlich nicht mehr funktionieren. Bei der Luftverschmutzung und den wenigen Tagen mit guter Sicht, hätte der Feind alle Chancen, sich unbemerkt im Schutze des Smogs heranzuschleichen und ein Feuer wäre wohl auch nicht mehr für den nächsten Wächter zu erkennen. Naja, zum Glück gibt es heut zu tage keine räuberischen nomadischen Reitervölker mehr...