Montag, 7. Dezember 2015

Alarmstufe "Rot"


Nun ist es also soweit, die chinesische Regierung hat das erste Mal Alarmstufe "Rot" aufgrund der Luftverschmutzung ausgerufen. (siehe auch: faz)

Seit März dieses Jahres gibt es wohl ein strengeres Bewertungssystem der Messwerte, was bedeutet, dass bei einer vorhersehbaren Feinstaubkonzentration (durch die Wetter- und Windvorhersage ist das ganz gut möglich) über 200 und mehr für die nächsten 3 Tage Alarmstufe "Rot" ausgerufen wird. 


Das heißt, Schulen und Kindergärten bleiben geschlossen. Fabriken und Baustellen werden ebenfalls gesperrt und bei den Autos dürfen nur gerade und ungerade Nummernschilder im Wechsel fahren. Es wird also versucht alles zu vermeiden was Staub aufwirbelt. 

30.11.2015
Auf der einen Seite sicher ganz gut, da dadurch vielleicht auch mal die Bevölkerung sensibilisiert wird, dass der Nebel, der da ständig da ist, wirklich gesundheitsschädigend ist, die Kopf- und Atembeschwerden nicht unter normal abzulegen sind und es eben so nicht für immer weiter gehen kann. Andererseits ist diese Maßnahme natürlich nur sinnvoll, wenn sich wirklich etwas ändert, sonst steht das Leben in Peking demnächst jeden Monat für mehrere Tage still.

30.11.2015 - das Gebäude vom nächsten Bild steht da irgendwo...

1.12.2015
Das die Feinstaubwerte über mehrere Tage in Folge so hoch sind, ist übrigens nichts Neues oder gar ungewöhnlich. Allein seit Oktober gab es drei dieser Vorfälle: 5. bis 7. Oktober, 12. bis 15. Oktober und vom 27. November bis 1. Dezember. Das letzte Mal sogar so schlimm, dass die Werte teilweise über 600 gingen und man sich auf der Autobahn nicht mehr an den in der Nähe stehenden Gebäuden orientieren konnte - die waren einfach im Smog verschwunden. 

Nur ist es das erste Mal, dass es wirklich zur Alarmstufe "Rot" gekommen ist. 

Manchmal ist es gar nicht so schlecht wenn die Welt einem auf die Finger schaut.


So, für uns heißt das, die Kinder haben eine Woche früher Ferien, ich eine Woche weniger. Wir bleiben hauptsächlich daheim, stellen unsere Luftreiniger auf die höchste Stufe und werden uns die Zeit mit Plätzchen backen, Spielen, Basteln und Filme schauen vertreiben und hoffen auf die nächste Kaltfront mit ordentlich Wind, die den Dreck wieder einfach wegpustet – bis zum nächsten Mal eben...

so kann es aussehen...



Mittwoch, 11. November 2015

Tee, Tee und nochmals Tee



Da ja der chinesische Tee einer der berühmtesten überhaupt ist, habe ich als Gerne-Teetrinkerin die Chance genutzt und voller Erwartung eine Teeverkostung + Teemarktführung mitgemacht. Für schlappe 300 RMB (rund 40 Euro) – man gönnt sich ja sonst nix - gibt’s vom „The Hutong“ (da wo man auch die tollen Kochkurse buchen kann) eine Teemarktführung in der riesigen und weitläufigen „Mailandao Tee Street“ und einen Einblick in die chinesische Kunst des Teeaufbrühens samt kleinen Überblick über die vielen verschiedenen Sorten.


Ich will Euch mein neues Wissen natürlich nicht vorenthalten, also hier erst mal was Interessantes über Tee – was sonst: Tee wird in sechs Hauptsorten eingeteilt: grüner, weißer, gelber, oolong, schwarzer und Pu-Er Tee. Wobei alle der gleichen Pflanze abstammen (camellia sinensis) und nur die Art der Ernte und der Grad der Fermentierung/Oxidation den Unterschied der Teesorten ausmacht.


Grüner Tee z.B. ist mit die ursprünglichste Form des Tees, da er nicht fermentiert ist, sondern nur getrocknet und leicht geröstet wird.
Oolong Tee heißt z.B. „schwarzer Drache“, ist halb fermentiert und ist daher etwas dunkler.

Uns als schwarzer Tee bekannt, nennt sich hier roter Tee, da der Aufguss eher rot als schwarz ist und Pu-er Tee ist ein voll fermentierter schwarzer Tee mit einem ziemlich erdigen Geschmack. Er ist übrigens der einzige Tee der besser bzw. teurer wird, je länger er gelagert wird.


Puhh, das reicht glaub ich erst mal.... Um alles auch zu probieren, mussten wir drei verschiedene Teeläden besuchen, da jeder Händler sich auf einzelne Sorten spezialisiert und es nicht bei jedem alle Arten von Tee gibt.


Also jedes Mal „Nihao“, alle rein in die gute Stube, setzen, zuschauen und testen. So wurde überall extra für uns gebrüht, geschwenkt und alle möglichen Aufgüsse in unsere kleinen Teeschalen verteilt.


Wir wurden angehalten zu schlürfen und zu gurgeln, wie es sich hier gehört. Kaum war das Schälchen ausgetrunken, wurde wieder nachgeschenkt. Nach gefühlten 50 Schälchen Tee, machte sich nicht nur bei mir eine leichte Übelkeit samt Schwindelgefühl breit – wird wohl der Teerausch gewesen sein, den soll es ja wirklich geben. Und wo ist hier eigentlich die nächste Toilette?


Tee werden ja die tollsten Sachen nachgesagt, er soll den Cholesterin Spiegel senken, vor Krebs, Alzheimer und Parkinson schützen, das Risiko für Herzerkrankungen senken und beim Abnehmen helfen. Das Problem ist leider nur, das in der heutigen Zeit und gerade bei Teeplantagen in China, massenweise Pestizide eingesetzt werden, die genau diese Krankheiten wieder fördern (Pestizide zerstören alle möglichen Arten von Körperzellen durch Eiweißablagerungen). Da in der Provinz Yunnan, auf der größten Teeplantage der Welt, jährlich 12.000 Tonnen Tee geerntet werden, kann ich persönlich mir leider nicht vorstellen, dass das alles ganz ohne Pestizide möglich ist. Darüber haben wir aber nicht gesprochen... interessant war es aber allemal und Tee trinken werde ich trotzdem noch.


Dienstag, 13. Oktober 2015

Blauer Himmel und Sightseeing in Peking

Himmelstempel
CCTV Gebäude
Da ich ja immer so wenig positive Sachen über Peking berichte, will ich Euch heut auch mal die schönen Seiten zeigen. Leider schon wieder ein paar Tage her, aber im August war meine Mama zu Besuch und so haben wir uns natürlich gemeinsam viele schöne Plätze Pekings angeschaut. Hier mal ein paar Fotos von unseren Ausflügen zu den meiner Meinung nach beeindruckendsten Orten.


798 Art Zone
Was vielleicht auffällt, ist der wunderbar blaue Himmel auf den Fotos. Meine Mama hatte das besondere Glück, genau zum Zeitpunkt der Leichtathletik Weltmeisterschaften und der gleich darauffolgenden Militärparade hier in Peking zu sein. 

Chinesische Mauer
Einerseits schlecht, da wir aufgrund dieser Ereignisse über Wochen nur aller zwei Tage unser Auto nutzen konnten. Freiwillig natürlich und nun ja auch ein klein wenig auf Anliegen der Regierung. So wurde mal schnell und effizient das Verkehrsaufkommen halbiert. Gleichzeitig wurde alles was Dreck in die Luft schleudern könnte für Wochen stillgelegt (Fabriken, Baustellen usw.). 



Sommerpalast

Aber so kamen wir und auch die ausländischen Gäste der WM sowie die Presse in den Genuss eines wirklich strahlend blauen Himmels und guter Luft. Geht doch! So schön kann Peking sein! 

Lama Tempel

Konfuzius Tempel


So entstanden dann auch ganz neue Wortkreationen: nach „APEC-blau“ haben wir „Militärparaden-blauen“ Himmel zu sehen bekommen. Sieht ja auch viel schöner aus, wenn graue Militärflugzeuge am stahlblauen Himmel entlang fliegen. Das hat schon was Heroisches. Grau mit grauem Hintergrund sähe doch irgendwie etwas trist aus.


Montag, 7. September 2015

Fazit Deutschlandurlaub 2015




Ahhhhh, nach ziemlich genau 2 Monaten bin ich heut das erste Mal wieder mit mir allein zu Hause. Herrlich, diese Ruhe! Es summt fast im Ohr. Nach zwei Monaten Ferien – die der Kinder wohlgemerkt, meine sind mit dem letzten Klingeln der Schulglocke vorbei – und davon 6 Wochen Reisen in Deutschland, bin ich froh, die leeren Koffer verstaut zu haben und meine Sachen endlich wieder aus dem eigenen Schrank und nicht ständig verknittert aus dem Koffer nehmen zu müssen.



Das Wetter in Deutschland hat sich in diesem Jahr wieder von seiner besten Seite gezeigt und ich hätte die Hälfte der Sachen (die für alle Fälle, wie Regen, Sturm, Kälteeinbrüche) daheim lassen und mir jede Menge Gewicht sparen können. Mit mehr Gewicht geh ich aus Deutschland eh immer weg – nämlich das auf den Hüften. Unglaublich was man sich in den paar Wochen so anfuttern kann! 
Die ganzen deutschen Leckerlies, auf die ich das ganze Jahr verzichte, sind in den paar Wochen geballt verfügbar und naja, schließlich ist ja Urlaub – also her damit: Brötchen, Brot, Fleischsalat, Leberkäse, Schnitzel, Bratwürste, Steak, Kartoffelsalat (ist ja schließlich Grillsaison), Kuchen zum Kaffee, Abends nach 19 Uhr lecker beim Griechen Essen gehen, nicht zu vergessen „deutschen“ Döner, ein Traum! Oh, und die Kalorien der Gemütlichkeit geschuldeten Bier und Weineinheiten nicht zu vergessen.



Lecker wars aber nun ist Schluss mit der Völlerei, sonst muss ich die Kleidergröße wechseln – und welche Frau will das schon.


Ansonsten war Deutschland wie immer: schön grün, viel Natur, wenige Menschen (auch wenn behauptet wird am Samstag ist es voll in der Stadt – in Asien ist immer alles voller) und die Deutsche Bahn ist besser als ihr Ruf – jedenfalls waren die Züge bei mir immer pünktlich und nicht überfüllt. Nur beim Servicepersonal macht sie sich noch keine Anhänger. Das wichtigste beim Einstellungsgespräch ist offensichtlich immer noch: absolute Unfreundlichkeit und bloß kein Spaß an der Arbeit. Also positiv gestimmte und nette Menschen können sich leider nicht bei der Bahn bewerben. Naja, irgendwo müssen auch die Miesmuffel ja hin.


Leider ist mir extrem aufgefallen, dass die Anzahl der zu dicken Leute in Deutschland von Jahr zu Jahr steigt und das in allen Altersstufen. Es sieht so aus, als ob jede/r zweite zu viel Gewicht mit sich rum schleppt (laut „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ sind wohl auch wirklich 67,1 % der Männer und 53 % der Frauen übergewichtig). Ich finde das ziemlich alarmierend.
Und eins noch: vor allem in meiner Heimatstadt Leipzig ist mittlerweile gefühlt jede/r dritte tätowiert. Auch komisch anzuschauen. Früher war das irgendwie noch was Besonderes. Heute ist man fast Außenseiter wenn man es nicht ist. Komisch, wo sich manchmal Sachen so hin entwickeln...


Wie auch immer... Deutschland war toll, ich muss Abnehmen und nächstes Jahr kommen wir wieder – diesmal ganz!

Dienstag, 16. Juni 2015

Kochen im Hutong


Noch eine Sache die mir hier in Beijing sehr gut gefällt, ist bei Kochkursen, speziell denen von „The Hutong“ (eine Kochschule mitten in den Hutongs) mit zu machen. Obwohl Hutongs für mich eher verratzte, verdreckte und vermüllte Wohnviertel sind – ok, für andere sind es traditionell chinesische Wohngegenden mit eigenem Flair –, gibt es glücklicherweise immer wieder so etwas wie kleine Überraschungen und diese Kochschule ist wie eine kleine Oase mittendrin. 


Und ähm, ich übertreibe nicht, jedes Mal wenn ich durch ein Hutong laufe, wünschte ich mir, ich hätte lieber Gummistiefel angezogen. Überall sind Sperr- und Hausmüll verteilt und es gibt stinkende kleine Lachen, die man versuchen muss zu umschiffen. Bei dem Versuch kommt mit ziemlicher Sicherheit ein kleines Moped, Dreirad, Transportfahrzeug, Fahrrad oder was auch immer hupend von hinten oder von vorn, um dich fast in einen Beinahe-Unfall zu verwickeln. 


Wenn man schon als Tourist durch die Hutongs laufen muss, um den Einheimischen ganz Nahe zu sein, sollte man auf jeden Fall eins vermeiden – das öffentliche Klo zu benutzen. Ich musste leider doch einmal darauf zurückgreifen als ich in einer Hutong-Kneipe war und schon ordentlich Cuba Libre intus hatte. Der Weg nach Hause war weit und ich habe mich in das stinkende Klohäusschen gewagt, um mich dann mit meinen schicken high heels übers sicher nicht nur vollgepinkelte Bodenloch zu hocken, in der Hoffnung es kommt keiner mit der gleichen Idee um sich direkt neben mich – es gibt ja nicht immer (und da gab es keine) Trennwände - zu platzieren. Im total nüchternen Zustand für mich auch nach einem Jahr China noch völlig unmöglich, ohne dem Würgereiz hilflos ausgeliefert zu sein.



Aber zurück zur Kochschule, obwohl der Sprung zugegebenermaßen jetzt ziemlich groß ist. Sie ist wirklich sehr gut, professionell geführt und sehr sauber und nun ja ok auch ein wenig teuer. Aber ich freue mich ja schon, wenn ich hier irgendwo ein sauberes Klo vorfinde und somit hat sie ihren Preis schon gerechtfertigt. Mittlerweile war ich schon viermal dort Kochen (Sichuan Küche, Hainan Küche, Beijing Küche, Thai) und es war jedes Mal ein Erlebnis, sehr lecker und die Zutaten frisch vom Markt. 



Man kann viel über die jeweilige spezielle Küche lernen und ist natürlich angehalten fleißig mit zu schnippeln und mit zu kochen. Falls jemand das Bedürfnis verspürt dort Kochen zu gehen – ich bin dabei.